El Hierro: Vulkan nähert sich der Oberfläche
Er blubbert, spuckt und lässt die Erde beben: Der Untersee-Vulkan an der Südküste der Kanaren-Insel El Hierro ackert sich seit sieben Monaten Stück für Stück nach oben. Wissenschaftler des Forschungsschiffes „Ramon Margaleff“ haben nun herausgefunden, dass der ständig Lava speiende Vulkan nur noch 120 Meter von der Wasseroberfläche entfernt ist – ab etwa 100 Meter erwarten die Wissenschaftler ein Feuerspektakel über dem Meeresspiegel, da dann das Wasser bei Eruptionen förmlich explodieren wird.
Der Vulkan selbst ist inzwischen auf stolz 300 Meter angewachsen. Er wäre schon wesentlich höher, da aber seine Südflunge 35 Grad steil ist und an ihrem Rand sich eine tiefe Schlucht befindet, läuft die Masse der austretenden Lava ab. Allerdings: Die bei früheren Untersuchungen festgestellte Aufspaltung des Konus gibt es nicht mehr. Es hat sich ein neuer Seitenkegel gebildet, etwa 800 Meter vom Hauptkrater entfern, der bereits auch schon 75 Meter hoch ist. Damit kann sich der Hauptvulkan nun nach weiter nach oben aufschichten.
Interessant: Spielten sich vor zwei Monaten die meisten Erdbeben noch in einer Tiefe von über 20 Kilometern ab, rücken sie nun in Höhen von 4 bis 10 Kilometern auf. Dies führen Wissenschaftler darauf zurück, dass die Magmablase sich systematisch zwischen den Gesteinsschichten nach oben schiebt. Ein größerer Ausbruch und damit auch ein Durchbruch des Vulkanes, ist damit wahrscheinlich. Die Zahl der Beben nimmt derweil weiter zu: Innerhalb von 24 Stunden wurden 17 fühlbare Beben registriert.
Auch die Beben direkt auf der Insel sind noch immer zu spüren, der Boden bläht sich systematisch auf. Insoweit besteht die Befürchtung, dass nicht nur der „Eldiscreto“ vor der Südküste El Hierros Lava spucken könnte, sondern auch auch der Schildvulkan auf der Insel direkt, dessen Südwest-Flanke instabil ist und wegbrechen könnte. Der Ausgangspunkt der Beben verlagert sich dabei horizontal immer stärker unter das Inselmassiv. Der alte Vulkanberg „Tanganasoga“ wird für die Wissenschaftler damit relevat.
Zur Genese: El Hierro ist, wie alle Kanaren, vulkanischen Ursprungs. Die Insel ist mit etwa 1,12 Millionen Jahren die jüngste des Archipels. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kanarischen Inseln, die eine dreiphasige Entstehungsgeschichte haben, befindet sich El Hierro noch in der ersten dieser drei Phasen, der des Schildvulkans. Als das Magma den Meeresboden aufriss, taten sich Spalten in Form eines Ypsilons auf. Höhepunkt späterer Ausbrüche war etwa um 10 000 v. Chr., die jüngsten Eruptionen dauerten von 4000 v. Chr. bis ins erste Jahrtausend n. Chr. an und waren gegenüber den alten eher von bescheidenem Ausmaß. Entlang der Achsen des Ypsilons formte sich nach und nach die Insel. Die daher stammenden Lavamassen bedecken vor allem die Küstengebiete im Süden und Westen, aber teilweise auch im Norden. In soweit ist das momentane Schauspiel im Süden nur die logische Fortsetzung der Entstehung einer Insel. Ob es überhaupt eine wird, wird sich zeigen. Möglich ist allerdings, dass eine neue Insel entsteht oder El Hierro sich einfach „vergrößert“.