El Hierro: Vulkanausbruch steht bevor
Gewackelt hat es in den vergangenen Tagen immer öfter. Und das der eigentlich schon „abgeschriebene“ Vulkan unter El Hierro noch aktiv ist, haben auch die Behörden im Juni einräumen müssen, nachdem sie die Eruptionen vorschnell für beendet erklärt haben. Doch nun steht der kleinen Kanaren-Insel offenbar ein echter Ausbruch bevor, der sich diesmal wohl nicht im Meer vor der Südküste, sondern Mitten auf der Insel ereignen könnte! Seit zwei Tagen hat der Tremor eingesetzt – Magma steigt also unaufhörlich nach oben – es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann sie ans Licht kommt. (Update am Ende)

Wo bricht die Magma diesmal durch: Am Alten Vulkan, hinter La Restinga im Süden von El Hierro? Oder wie im vergangenen Jahr wenige Kilometer vor der Küste im Atlantik?
Zu allererst: Eine akute Gefahr für Leib und Leben besteht nicht. Weder müssen die Einwohner flüchten, noch sollten Touristen nicht die Insel besuchen. Es ist eher faszinierend, der Natur bei diesem Schauspiel beiwohnen zu können. Daher: Keine Panik. 🙂 Die Kanaren sind eine ziemlich sichere Inselgruppe, auch wenn man ihre Entstehungsgeschichte nicht vergessen sollte und – wenn es angebracht ist, also die Behörden darauf hinweisen – gewisse Vorsichtsmaßnahmen beachten sollte.
75 (!) Erdbeben allein heute bis 9 Uhr, allein in einer Stärke von 1,5 bis 3,0 – letztere auch spürbar. Inzwischen hat sich die Bebentiefe verändert: Wackelete die Erde bislang in einer Tiefe von 5 bis 15 Kilometern, sind die Zentren nun bei um die 30 Kilometer im Erdinneren. Was heißt das? Bislang drückte sich wohl abgeschottete Magma langsam nach oben, quetschte sich in Lücken und Risse und ließ so die Insel etwas wackeln. Doch seit zwei Tagen hat der Tremor eingesetzt – aus dem Erdinneren wird permanent Magma nach oben geschoben, welches permanent Mikrobeben auslöst. Da im Untergrund ganze Blasen nun zusammenfallen oder aber riesige Gesteinsschichten aufschmelzen und diese auf dem Weg der Magma nach oben einfach zur Seite gedrückt werden, kommt es nun zu den Erschütterungen im Untergrund. Fest steht: Magma strömt zügig in Richtung Oberfläche. Die Anzahl der Beben verrät, dass es sehr schnell geht. Im Vergleich zur heutigen Bebenzahl (bis 9 Uhr!) liest sich die gestern doch gewaltige Anzahl von 127 Beben auf El Hierro fast niedlich. Es gährt also gewaltig im Untergrund.
Wer aktuell die Bebensituation beobachten will, findet sich auf der Seite von Instituto Geografico National ein, da stehen alle Beben (mehr oder weniger) aktuell drauf.
Spannend dieses Mal: Der Tremor befindet sich unter der Insel und nicht im Süden vor El Hierro, also auf dem Meer. Diesmal drückt die Magma offenbar auf den Tanganasoga, den alten Vulkan. Schwierig dabei, der Vulkan selbst ist – so sehen es diverse Geologen – massiv rutschgefährdet. Schon jetzt purzeln bei kleinen Beben Steine den Hang hinab. Ein größeres Beben oder gar ein Ausbruch, könnte die Südflanke schimmstenfalls zum Einsturz bringen.
Denkbar auch, dass die Magma doch noch ihren Weg Richtung El Discreto findet, also zur kleinen Vulkaninsel, die es im vergangenen Winter nicht geschafft hat, an die Oberfläche durch das Meer zu klettern. Denn die letzten Beben befanden sich nur noch 1 bis 2 Kilometer vor den letzten Ausläufern des El Discreto. Denkbar also auch, dass die noch frischen Kanäle vom Vorjahr die Magma schneller aufnehmen können, als es die alten des Tanganasoga können.
Update: Seit Dienstag hat sich der Tremor wieder gelegt, die Bebenhäufigkeit ist rückläufig. Wissenschaftler vermuten, dass sich die Magma nun ihren Weg horizontal in Richtung alter Ausbruchsstelle vom Vorjahr bahnt.