El Hierro: Erdbebenwelle auf Kanaren-Insel
Damit war wohl in den vergangenen Tagen schon zu rechnen gewesen: Ein heftiger Erdbebenschwarm hat heute den ganzen Tag die Kanaren-Insel El Hierro erbeben lassen. Schon seit knapp einer Woche kommen die Beben im Zehn-Minuten-Takt. Seit ein paar Tagen hat sich die Stärke von etwa 2 auf etwa 2,5 auf der Richterskala erhöht. Ähnlich lief es vor einem Jahr ab, als letztlich der Untersee-Vulkan Eldiscreto südlich von El Hierro entstand.
Doch diesmal geht alles viel viel schneller: Seit zwei Tagen erhöht sich die Bebenstärke sprunghaft: erst waren es nur wenige in einer Größe von 3,0 – gestern schon weit über 70. Heute spielte sich fast alles in diesem Bereich ab. Gegen Mittag wurde erstmals 4,0 von den Seismographen erfasst. Um 14.41 Uhr war es dann schon 4,1. Seitdem pegelt sich die Welle wieder runter. Aber es wird wohl noch lange nicht vorbei sein. Gegen 21 Uhr wurde die 4 fast noch einmal erreicht. So wird es wohl in den kommenden Tagen weitergehen.
Die Beben spielen sich in einer Tiefe von 20 bis 12 Kilometern ab. Der Schwerpunkt nähert sich immer mehr der Oberfläche – heute war es meist in einer Tiefe von 16 bis 12 Kilometern. Dass heißt: Magma aus dem Erdinneren strömt permanent nach oben und sucht sich einen Weg zur Oberfläche. Die Eruption muss letztlich nicht an der Stelle erfolgen, an der auch die Beben stattfinden. Im vergangenen Jahr war es auch nord-westlich und der Ausbruch war letztlich im Süden. Seit gestern Abend ist tatsächlich der Eldiscreto – der junge Unterseevulkan im Süden – wieder „aktiv“: er spuckt Gase. Ob es zu einem neuen Ausbruch kommen wird, ist noch offen. Doch die Zeichen deuten darauf hin. Wissenschaftler sind bereits auf und vor El Hierro und beobachten alles genau. Die Insel ist indes „gewachsen“: knapp 20 Zentimeter in die Höhe und 5 Zentimeter gen Osten – das Magma bläht den alten Vulkanstein der Insel förmlich auf. Besonders gefährdet ist das labile Golfotal, dort gingen bereits die ersten Felsen und Steinlawinen ab, als die 4er Beben losbrachen.
Für Touristen auf den Kanaren besteht derzeit überhaupt keine Gefahr. Nur die (kaum touristischen) Inseln im Westen gelten noch als vulkanisch aktiv. Die gesamten Kanaren sind ohnehin aus ihrer aktivsten Phase heraus. Die Erdbeben werden auf Teneriffa, Gran Canaria oder Fuerteventura nur von Seismographen registriert. Um sie hier – weit über 100 Kilometer entfernt- spüren zu können, müsste die Kraft der Beben noch ein wenig steigen – was aber nicht ausgeschlossen ist.
Der Krisenstab tagt morgen erstmals in Teneriffa. Er wird festlegen, ob, wann und welche Maßnahmen für die Bevölkerung nun ergriffen werden müssen.