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5,1: Starkes Erdbeben auf den Kanaren

28. Dezember 2013

sc1Die Kanaren sind ein aktive Vulkanregion! Dies belegte gestern, eindrucksvoll um 17:46 Uhr, das bislang schwerste Erdbeben, welches in der jüngeren Geschichte auf El Hierro registriert wurde. Mit 5,1 auf der nach oben offenen Richter-Skala und einer Dauer von knapp drei Minuten, bebte es so heftig wie noch nie – weltweit wurde das Beben aufgezeichnet: Auch auf Teneriffa, Gran Canaria und und vor allem auf den Nachbarinseln La Palma und La Gomera wackelten die Wände, klirrten Gläser und entstanden in den Talsperren plötzlich Wellen. Die Erdbebenbehörden gingen sogar erst von einem 5,4 Beben aus, korrigierten den Wert dann aber deutlich herunter. (Deutlich: Erbebenstärken sind exponentiell – der Anstieg der Magnitude um einen Punkt auf der Skala bedeutet näherungsweise die 32-fache Energiefreisetzung im Erdbebenherd). Das Wichtigste aber: Es gab keine Verletzte! (aktuelle Beben: hier)

sc1Die Tiefe des Bebens wird inzwischen auf 11 Kilometer festgesetzt. Der Meeresboden ist an der Bebenstelle in etwa 3 Kilometern Tiefe zu finden – damit gilt dieses Beben als extrem flach. Allerdings befand sich die gestrige Erschütterung nicht direkt unter der Insel El Hierro, sondern 10 Kilometer westlich davon. Dies war für die Bewohner vor Vorteil, denn so entlud sich die meiste Energie im Atlantik. Der Streit über „schwach“ und „starke“ eines Bebens wird natürlich weiter anhalten: Für Japan war es ein leichtes Beben. Für europäische Verhältnisse schon ein stärkeres. Und für kanarische war es mit Abstand das stärkste der vergangenen Jahre!

Als die Erde wackelte, wurden im Golfotal sofort die Durchgangsstraßen gesperrt – aus Angst vor weiteren Beben. Kleinere Steinschläge wälzten sich vom Vulkangipfel ins Tal. Mehrere Personen wurden von der Guardia Civil von den Badestränden evakuiert. Die Gefahr einer Flutwelle bestand allerdings nie. Inzwischen sind alle Straßen und Tunnel auf El Hierro wieder geöffnet, die Polizei mahnt dennoch zur Vorsicht, da weitere Geröllabgänge nicht auszuschließen sind. Auf den Nachbarinseln besteht allerdings keinerlei Gefahr.

Nach dem Beben wurden wenig später weitere, schwächere Erdstöße gemessen; 2,9; 2,7 und 2,0. In der Nacht schwoll die Stärke dann noch einmal spürbare 3,7 an (alle wieder westlich der Insel). Ließ der Bebenschwall von Weihnachten (seit 23. Dezember)  an den Feiertagen unter der Insel spürbar nach – und dachten wir schon, das war es vorerst – meldet sich die Energie der Erde nun also unverhofft heftig zurück. Die derzeitigen Beben deuten darauf hin, dass die Aktivitäten auf und um El Hierro, der jüngsten Kanareninsel, seit Oktober 2011 anhalten werden: Damals ergoss sich Lava südlich der Insel unter dem Meer. Der kleine Vulkan Eldiscreto schaffte es allerdings nicht bis ganz an die Oberfläche. Es gab bereits Hoffnung auf eine kleine neue Kanareninsel bzw. eine direkte Verbindung zu El Hierro.

rf

Ursprünglich wurde das Beben noch mit 5,4 und viel tiefer von einigen spanischen  Messstationen erfasst.

Was allerdings führte gestern zu dem Beben? Da sind sich die Wissenschaftler inzwischen fast sicher: Durch die gestiegene Aktivität der vergangenen Tage wurde viel Magma in unterirdische Hohlräume in einer Tiefe von 20 bis 15 Kilometer transportiert. Die Insel hob sich inzwischen schon um ganze 10 Zentimeter. Da die Magma immer weiter noch oben drängt, übt sie Druck auf die Gesteinsschichten über ihr aus. Das gestrige Beben war daher wohl ein Entlastungsbeben, wegbrechende Gesteinsschichten, die dem Druck der vergangenen Tagen nachgaben. Die Seismographen der Geologen stellen seit knapp vier Tagen einen konstanten Tremor fest – spricht leichte „Erschütterungen“, die registriert werden, wenn Magma aufsteigt. Ob allerdings wieder ein Ausbruch (wie Ende 2011) bevorsteht, ist weiter komplett unklar. Im März 2014 gab es dort bereits einen Bebnschwall – allerdings in einer Tiefe von 18 bis 20 Kilometern. Einige Wissenschaftler erwarten in den kommenden Tagen weitere Beben um 5,0 – einige sogar heftigere Erschütterungen in naher Zukunft. 2014 wird also auf El Hierro mindestens so spannend wie 2013!

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